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Carl Schmitt in den USA. Chancen und Gefahren einer aktuellen Lektüre (Prof. Schmoeckel)

Die Verwandlung der USA aus der ältesten Demokratie in irgendetwas Neues, dessen autoritäre Züge immer deutlicher werden, geschieht nach Jahrzehnten einer breiten oft unkritischen Rezeption der Schriften von Carl Schmitt der „neoconservatives“. Gibt es eine Verbindung von diesem bekanntesten politischen Theoretiker des 20. Jahrhunderts zu den aktuellen Entwicklungen in den USA? Solche Einflüsse finden sich ebenso bei Putin und sogar den arabischen Terroristen.

Schmitt ist schwierig zu fassen. Die Literatur zu Carl Schmitt füllt Bibliotheken und eine eigene Reihe von Bibliographien. Die Deutungen sind oft konträr. Zur Orientierung gibt es einstweilen zwei Werke: Seit Hasso Hofmanns Dissertation (Legitimität gegen Legalität. Der Weg der politischen Philosophie Carl Schmitts. Luchterhand, Neuwied 1964; 5. Auflage: Duncker & Humblot, Berlin 2011) wurde deutlich, dass sich Schmitts Lehre zwar im Laufe der Zeit parallel zur politischen Geschichte entwickelt, gleichwohl jedoch grundlegenden Themen treu blieb. Man kann die Schriften von Schmitt im Kontext der Zeit lesen, oft ohne Anklang an Faschismus, doch aus der Sicht nach 1930 zeigt sich doch eine klare Vorbereitung faschistischer Lehren. Schmitt und seine Schriften wollten verführen. Es sind mehrere solcher gekonnten Betörungen durch geschickte Anspielungen aus vielen Fächern bekannt. Der erste US-Amerikanische Biograph Joseph W. Bendersky nahm die Chance war, Schmitt zu besuchen und wurde dabei soweit bekehrt, dass sein Buch zu einer großen Entlastung wurde. Der junge Helmut Ritter (später FAZ-Redakteur) erhielt als 12-jähriger von Schmitt das Buch über „Land und Meer“ und fand über diese Piratengeschichte seine langanhaltende Liebe zu Schmitt. Inzwischen gibt es eine taugliche Biographie: Reinhard Mehring, Carl Schmitt. Aufstieg und Fall, 1. Aufl. Hamburg 2009; davon gibt es nun eine Kurzfassung: Carl Schmitt zur Einführung, 6. Aufl. Hamburg 2021.

Doch am besten nähert man sich mit einer Lektüre dieser meist nicht sehr langen, scheinbar leicht und gewinnend geschriebenen Texte, sofern man sich der Gefahren der Verführung bewusst ist. Das Proseminar des kommenden Semesters will die verschiedenen klassischen Texte Woche für Woche analysieren:

 

  1. Politische Romantik. 1919.
  2. Die Diktatur. Von den Anfängen des modernen Souveränitätsgedankens bis zum proletarischen Klassenkampf. 1921.
  3. Politische Theologie. Vier Kapitel zur Lehre von der Souveränität. 1922.
  4. Römischer Katholizismus und politische Form. 1923.
  5. Der Begriff des Politischen, ASSP 58 (1927), 1-33/ Der Begriff des Politischen. 1932 (Erweiterung des Aufsatzes von 1927).
  6. Legalität und Legitimität. 1932.
  7. Über die drei Arten des rechtswissenschaftlichen Denkens, in: Schriften der Akademie fürdeutsches Recht (1934).
  8. Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes. 1938.
  9. Völkerrechtliche Großraumordnung und Interventionsverbot für raumfremde Mächte. Ein Beitrag zum Reichsbegriff im Völkerrecht. 1939.
  10. Land und Meer. Eine weltgeschichtliche Betrachtung. 1942.
  11. Die Lage der europäischen Rechtswissenschaft. 1950.
  12. Theorie des Partisanen. Zwischenbemerkung zum Begriff des Politischen. 1963.

 

In 10 Seiten soll der 1) Inhalt des Buches wiedergegeben, 2) dessen Sinn und Absicht zur Entstehungszeit und 3) die Veränderung der Interpretation hin zur Diktatur dargestellt werden. Die mündliche Diskussion soll auch der Aktualität gelten.

Veranstalter: Prof. Schmoeckel

Ansprechpartner: Mattias B. Haase E-Mail: mhaase1@uni-bonn.de

Vorbesprechung am 30.06.2025 um 17 Uhr im 4. OG Westturm (Institut für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte) Seminarraum

Carl_Schmitt_in_den_USA.pdf